Montag, 17. Oktober 2016

Uisge-Beatha

Lebenswasser - Eine eher unerquickliche Marktanalyse

Es sieht gerade mächtig schlecht aus mit dem Wasser des Lebens.
Nicht nur, dass die Fässer weltweit zur Mangelware werden, obwohl inzwischen nicht nur die von Onkel Mateo oder Pedro Ximénez von Interesse sind. Keinesfalls! Selbst "nackige" Weißeichefässer, Fässer von Rot- oder Weißweinen, von Bourbon oder Rum oder Tante Friedels Hagebuttenwein sind gefragt.

Nun ja, auch an Zeit fehlt es den Schotten, die in immer kürzerer Zeit den stetig steigenden Bedarf decken möchten. Die Folge, feine Sorten mit ausführlicher Altersangabe machen Platz für gutklingende Namen gänzlich ohne age statement, also wohl eher junge Abfüllungen.
Jung ist ja auch nicht schlecht, mag man nämlich mehr die phenolhaltigen Abkömmlinge des Wunderwassers. Trotzdem möchte man doch gerne sehen, wie jung...

Die Verknappung des Genussmittels "zwingt" den Handel zu Preisanstiegen.
Angebot und Nachfrage. Das kennt man ja noch aus dem Fach Politische Ökonomie des Kapitalismus. Nur dieses Theoretische leibhaftig erfahren zu müssen, ist unzweifelhaft eindringlicher als jeder noch so spannende 3D-Film.

Man geht von Abfüller zu Abfüller und findet dort plötzlich scheinbar außer Kontrolle geratene Preise vor. Selbst Klubmitgliedschaften verteuern sich hierzulande und in Leith selbst, an der Quelle quasi, wo es sogar einen Anstieg etwa auf das Fünffache gab (von 20 Euro auf 61.50 Pfund).
...jenseits von gut und böse, meint der langjährige Beobachter.


Also, lassen wir diese Preise weiter in die Höhe schnellen, indem wir noch schnell ordern, was die dicke Brieftasche hergibt. Wo gibt es noch die guten Schnäpse - nicht kühlgefiltert, vielleicht sogar in Fassstärke, möglichst aus dem Einzelfass und natürlich nicht gefärbt?

Da muss man heute bereits etwas länger suchen, aber man wird gerade noch so fündig bei Lüning & Co. und bei den unabhängigen Abfüllern in der Nähe: Cadenhead, Frau Kierzek, Whisky-Doris, Königsmann Neustrelitz, Jack Wiebers, Whisky & Genuss in Dresden, Anam na h-Alba, Oberhausen, Caminneci, Meckenheim oder SMWS...
Diese Aufzählung ließe sich weiter verlängern, wenn unsereiner nicht sogleich losrennen müsste, um nämlich noch vor Ihnen dort aufzukreuzen.
Sie verstehen schon!

Slàinte mhath!
Ihr Frosch








Mittwoch, 12. Oktober 2016

Die böse Sieben

Gedanken eines Reisenden bei Regen im Wartehäuschen

Ha! Wer kennt es nicht, das slowakische Kneipenspiel, gespielt mit einem gewöhnlichen Skatblatt?
Die Sieben sticht immer! Und sogar die "Herren" am Tisch fürchten sich vor dem "Fuchs", der nämlich "hinten die Eier hat".
Wer Pech hat, bekommt ein Fettbatzen aufgemalt, wer mehr Pech hat, gleich 'ne ganze Bockwurst.
So sieht es aus!

...und diese ominöse Sieben zieht sich scheinbar wie ein roter Faden durch des gemeinen Frosches Leben. Die Sieben ist das häufigste Doppelwürfelergebnis und die gegenüberliegenden Seiten ergeben in der Summe stets sieben. Man bleibt nicht nur, statistisch betrachtet, sieben Jahre im Tümpel oder im Job, ehe man auf die Suche nach Neuem geht, nein, man muss auch beim Umsteigen auf dem Weg zur Arbeit sieben Minuten warten.

Und, um beim Letzten zu bleiben, diese geheimnisvollen sieben Minuten sind offensichtlich bei jedem Umsteigen präsent!

So passiert es leicht, dass man in Berlin auf dem Weg zur Arbeit sieben, vierzehn (2 x 7), einundzwanzig (Sie vermuten richtig: 3 x 7) oder achtundzwanzig Minuten nur mit Warten verbringt. Und alles vermutlich auch nur, damit die statistischen Angaben zum durchschnittlichen Arbeitsweg in der Metropole stimmen.
Wie schnell wäre man im Betrieb (und auch abends wieder zu Hause!), wären es nicht sieben geheimnisvolle Minuten, sondern vielleicht nur zwei!
Vielleicht würde man dann aber auch so manche S-Bahn oder U-Bahn verpassen, weil man es einfach nicht schnell genug durch die schmale Gasse vor dem Ausstieg (auch Einstieg) schafft. Und drängeln sich die neuen Fahrgäste auch schon während des Aussteigens hinein, würde dieses avisierte Zeitfenster noch wesentlich enger.


Es  ist wie es ist!
Da lässt selbst die cleverste Verkehrsplanung "keine Luft ran", soll heißen, dass man da überhaupt nichts machen kann.
Kurz:
Kurz ist zu kurz, und lang ist zu lang!

Bleibt also nur, sich die Wartezeit möglichst angenehm zu "verkürzen" und auch beim Herumstehen das zu tun, was man beim Herumfahren tut.
Sieben lesen ein Buch, vierzehn andere lesen im Kindle, einundzwanzig hören Musik, und wiederum achtundzwanzig tippen auf ihrem Smartphone herum, nicht ohne dauernd den virtuellen Staub herunterzuwischen.
So ungefähr.
Vielleicht.

Kommen Sie gut ins Büro!
...oder in die Bäckerei oder zur Schneeschieberausgabe oder.
Ihr inzwischen siebenmal verspätete Frosch

PS:
Probieren Sie manchmal auch Alternativen aus? Fahrrad, Auto?
Seh'n Sie!
Es scheint, als sei man für immer Leibeigener oder Gefangener der BVG.
Unserer BVG...


Dienstag, 4. Oktober 2016

Feiertag!

Ein kleiner Reisebericht: Dem Flüchtigen auf der Spur

Ein Feiertag ist zum Feiern da, das weiß ja jedes Kind. Aber was bedeutet es, zu feiern? Der Tag der Republik ist ein solcher Tag, an dem am liebsten die ganze Nation feiern sollte. Saufen, futtern, lustig sein...
Es ist etwas anders geworden im Laufe der Jahre. Zuerst erfolgte dieses ominöse Vordatieren. Der 7. Oktober mutierte zum 3. Oktober. Die "Genossen" wussten schon, klaue nie einem Volk seine Feiertage! Und unsereinem ist es piepegal, ob man üblicherweise am 7. oder am 3. abbaden geht...

Der des offiziellen Feierns müde Frosch verzieht sich also gerne in die Provinz zum "Feiern" (Beene baumeln lassen, futtern, lustig sein...) und konnte ja nicht wissen, dass ausgerechnet ihm dorthin die zentrale Feier folgen sollte.
Planänderung.

...also sich noch tiefer in die Provinz verkriechen! Hirschbachmühle, danach Reinhardtsgrimma, Kirche und Schloss, ein Abstecher nach Glashütte.
Wie spät ist es doch gleich?
Kaffeetrinken wieder in Dresden und "Austrudeln" in einer dortigen Studentenkneipe.





Am Sonntag ging es dann nach Freiberg.
Baustellen und entsprechende Umleitungen versprachen vielseitige Unterhaltung. Geländespiel und Schnitzeljagd mit Schikanen und erschwerten Bedingungen. Immerhin kamen wir hin!

Ein kleiner Vorgriff:
Dass wir auch wieder aus der Stadt heraus kamen, ist bis jetzt immer noch gänzlich unerklärlich, führten doch die beiden Umleitungen, die zur 101 oder 173 nämlich, immer wieder im kleinen Bogen in die Innenstadt zurück.
Ein garantierter "Spaß" für ausländische Gäste und Nicht-Sachsen!
Diese Stadt lässt einen nicht mehr los!




Weiter im Programm:
Im Dom erlebt man geführte Besichtigungen mit Hörprobe der Gottfried-Silbermann-Hauptorgel. Was dem einen polyphon ist, erscheint dem anderen eher kakophon, aber an der Goldenen Pforte herrscht dann wieder Einigkeit beim Bewerten der herausragenden Figuren und Ornamente mit tieferer, biblischer Bedeutung.
Sieh an, Kopien dieses Portals gibt es in Boston und Moskau!

Im Böhmischen Restaurant erwarten den Gast nicht nur klassische Tschechenbiere. Die haben nämlich den Trend erkannt und auch schon den Anschluss gefunden an den modernen Geschmack der Biervielfalt.
Der einfältige Einheitsbiergenießer hingegen könnte sich dort ganz schön wundern über Craft Beer oder American Ale böhmischer Herkunft...


Schade, dass Bestellen, Servieren und Kassieren gefühlte Ewigkeiten dauerten. Und egal wie gut das Essen schmeckte, gibt der eine oder andere am Ende (endlich!) dann doch kein, oder aber kaum Trinkgeld.
Sagte ich schon "Schade"?

Im Sauseschritt ging es dann zu den zehntausendmillionen Kristallen und Mineralien im Schloss Freudenberg. Ein Mineral schöner als das andere.



Die geografische Aufteilung der ausgestellten Minerale nimmt man ab dem zweiten Saal schon nicht mehr richtig wahr. Einfach überwältigt verfällt der Besucher nur noch in stoisches Geglotze oder aber er jauchzt bei jedem neuen Exponat mit (bereits) heiserer Stimme.
Hier bräuchte man neben der örtlichen Nähe auch noch eine Museums-Jahreskarte, um immer im Wochenabstand eine neue Vitrine studieren zu können.
...andernfalls bleibt man unter Verlust seines geistigen Aufnahmevermögens früher oder später auf der Strecke.
Einfach so!


Den letzten Tag der Flucht - dieses etwas verlängerten Wochenendes - erlebte der platschfüßige Protagonist behelmt im heimischen Dachkasten bei Wasser und Brot in und mit Steinwolle.
Das Starksche Motto aus Winterfell ist in gewisser Weise nur noch teil-angsteinflößend.      ...und abends am Kamin hat jeder bereits vergessen, was damit eigentlich gemeint sein könnte.

Da bleibt dann nur noch der Griff zur Fernbedienung, um wenigstens etwas vom  Einheitsfest der Deutschen zu erfahren, falls man inzwischen nicht auch vergessen hat, warum es einen Tag länger frei gab.

Und mir kommt es gerade noch nicht einmal mehr so vor, als hätte man überhaupt länger frei gehabt.
So was von flüchtig...

...und gewöhnlich wie immer!
Ihr Normalo-Frosch